Advent, Advent, der Magen brennt….

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – und vorher die Adventszeit mit massenhaft Plätzchen, Lebkuchen, Kinderpunsch. Von Christstollen, Marzipankartoffeln und Dominosteinen ganz zu schweigen. Meine Mäuse lieben das volle Programm, sie lassen nichts aus und in der Vergangenheit war die Adventszeit oft begleitet von mühsamen Anstrengungen meinerseits, das Ganze in halbwegs akzeptable Bahnen zu lenken. Mit mäßigem Erfolg, woran ich sicher auch ein wenig selbst Schuld war; denn ich halte eisern fest an einer Tradition aus meiner Kindheit: keine Weihnachtsnascherein vor dem ersten Advent!

Mit meiner Oma habe ich früher jedes Jahr am Wochenende vor dem ersten Advent Unmengen von Plätzchen gebacken. Den ganzen Samstag, den ganzen Sonntag. Am Ende hatten wir meist fünf oder sechs Sorten geschafft und waren fix und fertig. Genauso mache ich es heute auch mit meinen Mäusen (außer, dass wir meistens nur zwei Sorten schaffen und dann entweder die Motivation der Kinder, meine Nerven oder beides spürbar nachlässt). Und genau wie bei Oma früher gilt: eines zum Probieren – und dann weg damit bis zum ersten Advent. Eine ganze lange Woche stehen die Köstlichkeiten in hübschen Keksdosen weit oben auf dem Küchenschrank, sichtbar, aber unerreichbar. Und nachdem man ja heutzutage auch schon seit September im Supermarkt an den Regalen mit Lebkuchen vorbei gelaufen ist, ist dieser Anblick sozusagen der Gipfel der Sehnsucht, die sich in der Woche vor der ersten Kerze ins Unermessliche zu steigern scheint.

Auch wenn ich ja ansonsten gegen die Verknappung von Süßigkeiten und die Angst vor dem Zucker bin – an dieser rituellen Maximierung der Gier nach Süßigkeiten halte ich fest. Denn ich erinnere mich genau, wie unfassbar lecker ich als Kind die Plätzchen, Lebkuchen und all die anderen Leckereien fand, wenn sie am ersten Advent zum ersten Mal auf den Tisch kamen. Wie wir alle gemeinsam um den Küchentisch saßen, die erste Kerze anzündeten, ein Lied sangen und dazu genascht werden durfte. Es war der Beginn der “schönsten Zeit im Jahr” und das erste Highlight auf dem Weg zum Heiligen Abend. Und genau so möchte ich das auch meinen Mäusen mitgeben.

Bevor ich meinen Weg zur intuitiven Ernährung gefunden habe, war ich aber trotzdem immer ein bisschen in Sorge angesichts der Zuckermengen, die da in den Kinderbäuchen verschwanden. Deshalb gab es dann bei uns in den letzten Jahren auch Regeln wie “Jeder nur drei Plätzchen” oder “Wenn du so einen großen Lebkuchen isst, nimmst du aber weniger von den anderen Sachen!”. Es war irgendwie…. anstrengend und dämpfte ein wenig die Stimmung. Und deshalb habe ich dieses Jahr ein Experiment gewagt: am ersten Advent kam der übliche opulente Plätzchenteller auf den Tisch. Ohne jegliche Einschränkung.

Einen kleinen Fehler habe ich dabei gemacht: ich habe ZUERST den Teller auf den Tisch gestellt und mir DANACH einen Kaffee gemacht. Das mache ich nächstes Jahr andersrum. Denn als ich nach gefühlt einer Minute mit meinem Kaffee an den Tisch kam, war der Teller leer. LEER! Die Mäuse hatten in einer Minute sämtliche Plätzchen praktisch inhaliert (dass der Mäusevater an diesem Tag nicht zu Hause war, war der Sache natürlich zuträglich gewesen). Aber wenigstens ein Lied haben sie noch mit mir gesungen und sich eine besinnliche Geschichte im Licht der ersten Kerze vorlesen lassen. Und ich beschloss still für mich, dass ich mir nach diesen Zuckermengen wohl das Kochen zum Abendessen sparen könnte.

Stattdessen gab es eine kalte Brotzeit. Mit Käse, Butter, Aufstrich, Rohkost und einem Teller mit Obst. Außerdem stellte ich eine Schale Granatapfelkerne auf den Tisch. Und siehe da: Minimaus wählte zum Abendessen Granatapfelkerne und Mandarine. Sonst nichts. Mittelmaus beschränkte sich ausschließlich auf Granatapfelkerne. Sonst nichts. Und sogar die große Maus (unsere größte Naschkatze) stürzte sich auf das Obst und sagte: “Irgendwie ist mir grade nur nach was frischem….”

Und mir fiel ein: auch mir war als Kind nach dem Backwochenende bei Oma regelmäßig unwohl (denn fertige Plätzchen gab es zwar nur eins, aber ich hatte natürlich vorher Unmengen an Teig genascht), und ich hatte ganz intuitiv unheimliche Lust auf etwas saures. Oma auch. Deshalb war der traditionelle Abschluss unseres Backzeremoniells: ein Glas Essiggurken.

In diesem Sinne: eine frohe Adventszeit – lasst es euch schmecken!

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