“Mama, das schmeckt nicht mehr gut!”

“Wenn´s Mäuschen satt ist, schmeckt´s Mehl bitter!” Diesen Satz zauberte meine Mutter früher immer dann aus dem Hut, wenn wir Kinder ein Lieblingsessen plötzlich nicht mehr essen wollten und an Speisen herum mäkelten, die wir noch am Tag davor mit Begeisterung verputzt hatten. Als Kind habe ich nie richtig verstanden, was damit gemeint war. Schließlich war ich meistens gar nicht satt, ich wollte nur das angebotene Essen nicht. Und Mehl kann doch nicht bitter schmecken?

Heute, mit drei eigenen Mäusen und meiner Ausbildung zum Coach für intutitive Ernährung im Gepäck, verstehe ich den Sinn dieses Satzes: wenn wir von einer Speise, einem Lebensmittel genug haben, dann schmeckt es uns einfach nicht mehr. Es hängt uns im wahrsten Sinne des Wortes “zum Hals hinaus” und manchmal kann dann schon der Geruch Abneigung in uns hervor rufen. Der Fachbegriff für dieses Phänomen lautet “spezifisch-sensorische Sättigung”. Unser Körper schützt sich dadurch vor einseitiger Ernährung und zeigt uns sehr deutlich, wenn wir (vorerst) genug von einem Nahrungsmittel zu uns genommen haben und wir stattdessen etwas anderes brauchen.

Hier ein paar Beispiele: mit meiner Oma habe ich früher jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit ein Wochenende lang Plätzchen gebacken. Mehrere Sorten, und alle mussten ausgiebeigst probiert werden. Schon am Abend des ersten Tages hatte ich oft schon einen regelrechten Widerwillen gegen den Plätzchenduft und hätte kein einziges mehr essen wollen – unser Abendessen enthielt meist ein großes Glas Essiggurken.

Zu Beginn der Sommersaison verputzen meine Mäuse, der Lieblingsmann und ich gerne mal eine riesige Wassermelone in zwei Tagen. Es gibt sie pur, in Salaten, gegrillt, ständig. Gegen Ende des Sommers werden bei uns regelmäßig angegammelte Wassermelonen in den Müll geworfen, weil niemand mehr davon mag. Im Winter läuft es ähnlich mit Mandarinen.

Meine Mäuse lieben allesamt Nudeln. Immer wieder kommt es aber vor, dass in stressigen Zeiten ziemlich oft Nudeln auf den Tisch kommen, weil es schnell geht und alle es mögen. Schon mehrfach habe ich dann von einem oder mehreren Kindern den Satz gehört: “Mama, irgendwie schmecken mir die Nudeln heute nicht.”

Und ja, das funktioniert sogar mit Süßigkeiten. So erst wieder geschehen kurz nach Ostern. Die prall gefüllten Osternester leerten sich in kürzester Zeit merklich, und ich prophezeite mir im Stillen, dass spätestens am Wochenende danach nichts mehr da sein würde. Am Donnerstag in der Woche nach Ostern kam meine große Maus in die Küche, öffnete ihre Süßigkeitenbox, nahm etwas heraus, legte es zurück. Ein neues Teil, wieder war es nicht das richtige. Dann ein tiefes Seufzen. Und der Satz: “Ich hätte gerne, dass mir die Süßigkeiten schmecken, aber irgendwie mag ich sie gerade überhaupt nicht!” Ich lächelte weise und sagte nicht viel. Fragte stattdessen, was denn gerade besser schmecken würde. Und das Kind, das seit einem Jahr beständig alle Formen von Müsli abgelehnt hatte, verlangte nach einem Porridge mit Früchten.

Für uns Eltern heißt das: einfach entspannen, wenn die Kinder eine Zeitlang immer nur das Gleiche wollen. Denn es wird sich ändern. Ganz bestimmt.

In diesem Sinne: lasst es euch schmecken!

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