Das Beste kommt zum Schluss

Heute vor genau vier Wochen bin ich Hals über Kopf in den Veganuary gestartet: 31 Tage ohne tierische Produkte, das war mein Ziel. Noch drei Tage bin ich davon entfernt; darauf hat mich erst heute früh die große Maus hingewiesen: “Mama, freust du dich schon auf heute in vier Tagen?” Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Das allein sagt eigentlich schon viel, wenn nicht alles, über meine finale Woche und meinen Zustand (ernährungstechnisch gesehen) aus. Trotzdem möchte ich euch natürlich ein ausführlicheres Fazit nicht vorenthalten:

Daran habe ich mich gewöhnt:

  • Pflanzenmilch im Kaffee. Am Anfang eklig, dann ok, jetzt ganz normal. Wichtig: man muss rausfinden, was man mag. Kokosdrink im Kaffee war auf jeden Fall ein totales No-Go, mein Favorit ist inzwischen Hafermilch.
  • Veganen Käse. Unglaublich, aber wahr – nachdem ich noch vor zwei Wochen abends vor Käsesehnsucht nicht schlafen konnte, habe ich mich inzwischen voll und ganz mit der pflanzlichen Alternative angefreundet. Und vermisse nichts, zumindest im Moment.
  • Auf das Naschen nebenbei zu verzichten. Da ich als vegane Anfängerin zwangsläufig sehr darauf achten musste, was ich esse, um nicht versehentlich doch tierische Produkte zu verspeisen, habe ich mich in den letzten Wochen ganz automatisch sehr viel mit meiner Ernährung beschäftigt. Und habe dabei gemerkt: je bewusster ich mich für oder gegen eine Speise, ein Nahrungsmittel entscheide, desto weniger esse ich “einfach so”, aus Langeweile oder nebenbei.

Daran habe ich mich nicht gewöhnt:

  • Doppelt zu kochen. Musste ich nicht immer, aber immer wieder und dann fand ich es oft nervig und anstrengend, zumal ich natürlich meinen Hauptfokus auf das Mäuse-Essen gelegt habe und meine eigene Mahlzeit dann manchmal erst fertig war, wenn der Rest der Familie gegessen hatte.
  • Sojamilch als Milchersatz. Hat für mich einen viel zu starken Eigengeschmack. Und kam in “veganisierten” Gerichten auch bei meiner Familie nicht gut an.

Meine Higlights:

  • Hülsenfrüchte. Liebe ich seit meiner Kindheit, beim Rest der Familie reichen die Emotionen von Hass über starke Abneigung bis hin zu widerwilliger Toleranz. Gab es deshalb bisher eher selten, in den letzten Wochen zumindest für mich sehr regelmäßig.
  • Meine neugewonnenen Einblicke in die asiatische und afrikanische Küche. Rezepte folgen demnächst hier auf dem Blog.
  • Vegan backen. Viel einfacher und vor allem viel leckerer als gedacht!

Und die totalen Flops:

  • Vanillepudding mit Sojamilch kochen. Den fanden wirklich alle BÄH!
  • Die vegane Variante von Mozzarella. Vom Original so weit entfernt, dass eine Ähnlichkeit nur in Form und Farbe besteht. Und geschmacklich einfach überhaupt nicht mein Fall.

Kann man sich intuitiv ernähren, wenn man vegan isst?

Das kann man definitiv. Auch wenn ich es zwischendurch angezweifelt habe, inzwischen bin ich ganz klar der Meinung, dass das geht. Denn eine intuitive Ernährung schließt nicht aus, dass ich mich bewusst dafür entscheide, bestimmte Lebensmittel wegzulassen, weil ich es aus ethischen oder ökologischen Gründen für nicht vertretbar halte sie zu konsumieren. Die Palette an möglichen Nahrungsmitteln ist trotzdem noch so groß, dass man sicher etwas findet, das einem bekommt, schmeckt und die körperlichen Bedürfnisse befriedigt. Vielmehr ist es sogar so, dass ich in den letzten Wochen sehr viel eher so gegessen habe, wie es mir gut bekommt. Einfach dadurch, dass ich mich bei Hunger immer sehr bewusst mit der Frage auseinander gesetzt habe, wonach mir jetzt ist und was ich passend dazu essen könnte. Und ich habe viele Male mit großer Überraschung festgestellt, dass ich völlig problemlos auf Speisen verzichten konnte, die ich vorher als echte Highlights meiner Ernährung eingestuft hätte – und die dann wohl doch eher Gewohnheit waren.

Ist vegane Ernährung immer besser?

Aus meiner Sicht ganz klar nein. Vor allem dann nicht, wenn wie bei mir vor allen Dingen der ökologische Gedanke ausschlaggebend ist. Denn wenn ich statt Joghurt ein Produkt auf Kokosnussbasis wähle, muss dafür zwar keine Kuh gehalten werden – dafür werden aber Kokosnüsse um die halbe Welt verschifft. Ob das so viel klimafreundlicher ist? Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen bei vielen Produkten gestellt. Dazu kommt, dass viele Produkte, die speziell für Veganer entwickelt wurden (zum Beispiel vegane Burgerpatties, vegane Grillwürste etc) in Unmengen Plastik eingepackt sind. Um als Veganer wirklich klimafreundlich zu agieren, müsste man deshalb aus meiner Sicht immer frisch kochen und überwiegend regionale Zutaten verwenden. Und das ist je nach individuellem Alltag nicht ganz leicht zu realisieren.

Dazu kommt, dass ich vegane Ernährung zum Beispiel nicht für meine Kinder in Betracht ziehen würde. Weniger tierische Lebensmittel – ja, gerne. Kompletter Verzicht – nein.

Und natürlich die große Frage: will ich weiter machen?

Jein. Irgendwie schon. Und irgendwie auch nicht. Ich würde gerne weiter machen, weil dieser vegane Monat mir zu ganz großen Einsichten im Bezug auf meinen Körper, meinen Hunger, meine Bekömmlichkeiten verholfen hat, siehe oben. Weil ich Gemüse liebe und in den letzten Wochen so viel davon gegessen habe wie noch nie und es mir sehr gut getan hat. Und nein, ich will nicht weiter machen, weil ich unsere Familie am Esstisch nicht spalten möchte. Zumindest nicht so extrem. Aber ich bin mir sicher, dass dieser Monat anhaltenden Einfluss auf unser Familienessen haben wird – es wird weniger Fleisch und Wurst geben, öfters mal Pflanzen- statt Kuhmilch und noch öfter als vorher vegetarische oder sogar vegane Gerichte. Und ich perönlich hoffe, dass es mir auch ohne Veganuary gelingt, achtsam zu bleiben im Umgang mit Lebensmitteln und meinem eigenen Hungergefühl.

In diesem Sinne: lasst es euch schmecken!

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